200 Jahrfeier Nachbarbier

Geschichte zum Nachbarbier

"Das Nachbarbier war eine öffentliche gesellige Art der Nachbarschaft, die insbesondere gleiche soziale Gruppen und Stände zusammenführte. Gute Nachbarschaft zu pflegen, bedeutete für die Dorfbewohner eine lebenswichtige Notwendigkeit, auch eine Gelegenheit, Zank und Streitigkeiten beim Biere zu beenden. Das Dorfgericht überwachte die Einhaltung einer guten Nachbarschaft, legte denen Sanktionen auf, die dagegen verstießen. Nachbarschaft bedeutete auch Vertretung des anderen Nachbarn bei Obliegenheiten der Gemeinde, bedeutete, den anderen zu informieren über Beschlüsse des Gemeindegerichtes. Das Wort Nachbar galt als allgemeine Anrede und Bezeichnung für Menschen, die auf relativ kleinem Raum nah bei einanderlebten, aufeinander angewiesen waren und gegenseitige Hilfeleistungen wie zum Beispiel das Grab des verstorbenen Nachbarn zu machen, Bekanntmachungen auszuläuten, Spann- und Handdienste zu leisten, als eine nachbarschaftliche Selbstverständlichkeit betrachten mussten. Nachbarbier zu geben und als gemeinschaftliche Geselligkeitsform zu pflegen, war ausschließlich Sache der Männer.  Die Männer regelten gewissermaßen den Verkehr der Menschen des Dorfes untereinander, die Art und Weise des Zusammenlebens. „Weiber“ oder „Frauenspersonen“ waren in jeder Hinsicht bis auf den Kirchgang vom öffentlichen Leben der Gemeinde ausgeschlossen. Selbst wenn eine Frau durch Witwenschaft Wirt wurde, musste sie sich bei Sitzungen des Dorfgerichtes oder bei Gemeindeversammlungen durch einen „passenden Mann“ vertreten lassen.“

(Auszug aus Torgauer Zeitung, 15.03.2013 https://www.torgauerzeitung.com)